DAS PROJEKT

Psychische Erkrankungen betreffen eine breite Bevölkerungsgruppe. In der  öffentlichen Wahrnehmung sind sie jedoch aus verschiedensten Gründen stark unterrepräsentiert. Ein Aspekt ist dabei sicherlich, dass manche Erkrankungsformen für die Betroffenen ein Stigma bedeuten. So gibt man sich nicht jedem als Betroffener zu erkennen.

Eine Wohngruppe betroffener Menschen, das „Projekt Kernbach“  und deren Mitarbeiter hatten jedoch den Wunsch öffentlich sichtbarer zu werden. Dadurch entstand zusammen mit mir die ursprüngliche Idee zu dieser Bildserie.

Im „Projekt Kernbach“ wohnen Menschen verschiedener Generationen und mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf gemeinsam mit den Projektleitern und ihren Familien in einer Hofgemeinschaft bei Marburg zusammen.

Die sprachliche Unterscheidung in „gesund vs. krank“ oder „betroffen vs. nicht-betroffen“ ist bei genauerer Betrachtung ausgrenzend. So trägt sie sogar zur Stigmatisierung bei, weil sie den Anschein erweckt, psychische Gesundheit sei ein stabiles Merkmal, das den Einzelnen einer Gruppe zuweise. Genaugenommen sind die Grenzen aber fließend, so dass jeder zu jedem Zeitpunkt erkranken kann. Dieser einfache Gedanke, nimmt man ihn ernst, hebt hingegen das Trennende auf und bietet somit eine Basis für ein gleichwertiges Miteinander.

Diesem Gedanken folgend hat sich die Bildserie „Gesicht zeigen“ bewusst für jeden geöffnet, da sie das Gemeinsame und nicht das Trennende betonen möchte. Gemeinsam ist allen der Wunsch, die Barrieren zwischen „gesund“ und „krank“ infrage zu stellen und für eine gesellschaftliche Akzeptanz psychisch erkrankter Menschen einzutreten.